Ich glaube, VINCENT VAN GOGH war der erste echte Europäer– hoffentlich war er nicht der letzte.

Meine Hommage an VINCENT VAN GOGH ist für mich eine Art Dialog mit einem Menschen, der mir durch sein Werk und seine Lebensweise auch heute noch Impulse gibt – nicht nur für meine künstlerische Arbeit, sondern auch für meine Einstellung zu vielen Themen des Lebens, die unseren Alltag mitbestimmen.

Ich möchte mit meinen Fotografien die Euphorie und die Resignation eines Malergiganten in neuem Licht nachzeichnen – nicht als Chronist, sondern als Lichtbildner.

Beispiele aus meinem Dialog im Geiste

Auszüge aus VINCENTs Briefen

„Voriges Jahr habe ich beinah ausschließlich Blumen gemalt, um mich an andere Farben als Grau zu gewöhnen, nämlich an rosa, blasses oder helles Grün, Hellblau, Violett, Gelb, Orange, schönes Rot. Und als ich diesen Sommer in Asnières Landschaften malte, habe ich mehr Farben darin gesehen als früher.“

Brief W1 an die Schwester Willemien, Paris, Ende Oktober 1887

Repro Poster Ausstellung 1995

„Doch Du erinnerst Dich, dass ich Dir kürzlich erst schrieb (ich schickte Dir damals eine kleine Farbskizze von einem Kartoffelmarkt): Ich muss doch mal wieder versuchen, dieses geschäftige Treiben auf der Straße festzuhalten.“

Brief 239 an Bruder Theo, Den Haag, 29. Oktober 1882

„Es ist hier im Haag kein einziger, mit dem ich in der Stadt selbst herumgestreift wäre, die meisten finden die Stadt hässlich und laufen an allem vorbei. Und dabei ist es doch in der Stadt auch oft sehr schön, nicht wahr? Gestern sah ich z. B. auf dem Noordeinde Arbeiter, die dabei waren, den Teil der Straße gegenüber dem Schloss abzubrechen, Kerle, die vom Kalkstaub ganz weiß waren, mit Karren und Pferden. Es war kühles, windiges Wetter, der Himmel grau, das Ganze hatte viel Charakter.“

Brief 299 an Bruder Theo, Den Haag, 11. Juli 1883

„Es ist ein düsterer Ort, und beim ersten Anblick hat alles in der Umgebung etwas Ödes und Unheimliches.“
[…]
„Die Dörfer haben hier etwas Verlassenes und Stilles und Ausgestorbenes an sich, weil sich das Leben unter statt über dem Erdboden abspielt; man könnte jahrelang hier sein, aber wenn man nicht unten in den Gruben gewesen ist, kann man sich keine richtige Vorstellung von den Zuständen machen.“

Brief 129 an Bruder Theo, Wasmes, 16. April 1879

„Was die Arbeit angeht, so habe ich in letzter Zeit fleißig Stillleben gemalt, wie ich Dir schon schrieb, und das hat mir außerordentlich zugesagt. Ich schicke Dir welche davon.“

Brief 425 an Bruder Theo, Nuenen, 4. Oktober 1885

„…, so kann man nicht ausdrücklich genug sagen, dass Hintergrund und Umgebung in der Natur ganz anders sind; ich habe den Hintergrund einfach schwarz gemacht. Dass sonst in einem Stillleben ein farbiger Hintergrund schön ist – gewiss.“

Brief 428 an Bruder Theo, Nuenen, 20. Oktober 1885

Paris, Blumen
Blumen am Place des Ternes, Paris 1992
Blumenstillleben #04, Glasvase mit Lisianthus, 2020
Stillleben #04, Glasvase mit Lisianthus, aus der Serie „Blumen für VINCENT“, 2020
Arbeiter am Paleis Noordeinde, Den Haag, 2019
Den Haag
Am Bahnhof Den Haag, 2019
Im Borinage, 1992
Das Borinage, 1992
Fabrik im Borinage, 1992
Nuenen Stillleben
Stillleben mit Silberteller und Birnen, 2019

Auszüge aus meinen Notizen während meiner Fotoreisen, 1990-2020

Notiz ke_012b, Paris, 1993

„Bei meinen Reisen nach den Den Haag beeindruckte auch mich diese Stadt durch ihre Lebendigkeit sehr. Ähnlich einer europäischen Metropole wie Paris, Brüssel oder London gibt es in Den Haag Orte der Regierung, Paläste der Königsfamilie, Geschäfte aller Couleur, sowohl für arm, als auch für reich, modernste neben historischer Architektur, großformatige Verwaltungsgebäude, internationale Gerichtshöfe sowie breite Boulevards, Gassen und Kanäle – nur in Den Haag ist alles viel enger beisammen und diese heterogene urbane Kultur ist fußläufig zu begreifen. Und ständig begegnete ich den Menschen, die das alles beseelen.“

aus meinen Notizen, Den Haag 2018

„Ich erinnere mich, das im Film zitierte Borinage ein paar Jahre zuvor bereist zu haben, um dort für meinen Arbeitgeber Werbefotos seiner dort angesiedelten Handelsniederlassungen und Anarbeitungszentren zu machen. Die Tristesse dieses ehemaligen blühenden Wirtschaftsraumes im südlichen Belgien an der Grenze zu Frankreich hatte mich damals schon tief beeindruckt. Ich hatte den Eindruck, die Welt war stehen geblieben in dieser ehemaligen Bergbauregion – und van Gogh wäre nach seinem Aufenthalt in dieser Gegend in den Jahren 1878 bis 1880 gerade erst weiter gereist.“

aus meinen Notizen, im Borinage, 1992

Notiz ke_013, Asnières, 04.06.1993

„In den wenigen Jahren seines intensiven künstlerischen Schaffens (~1880 bis zum Tode im Jahre 1890) hat van Gogh immer wieder Stillleben gearbeitet – insgesamt 172. Er nutzte diese Motive auch, um Figuren, Proportionen, Perspektive und Farben zu trainieren. In der Fotografie war Studioarbeit für mich in meiner Zeit als Werbe- und Industriefotograf nicht gerade eine Leidenschaft. Wie dieses Genre aber den Blick auf Gegenstände schärft, konnte ich immer nachvollziehen. Und so erfuhr ich ein Höchstmaß an Vergnüglichkeit, als ich nach meinem Einkauf auf dem Bauernmarkt mich mit nur einer Lampe an die Stillleben machte – vor schwarz.“

aus meinen Notizen, Nuenen 2019

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